#1MonatVegan:
Vegan durch den Supermarkt-Dschungel
Gerade für vegane Neueinsteiger wird das Studium der Zutatenlisten im Supermarkt schnell zu einer lästigen, aber leider notwendigen und regelmäßigen Angewohnheit. Vor allem stark verarbeitete Lebensmittel und Fertiggerichte enthalten oft Dinge, von denen wir in Omas Kochbuch nie etwas lesen würden…
In diesem Artikel, der Teil des Blogevents [intlink id=“6588″ type=“post“]#1MonatVegan[/intlink] ist, möchte ich euch einige Tipps geben, wie ihr es schafft im Code-Dschungel der E-Nummern und Zusatzstoffe eurem neuen Vorsatz treu und damit vegan zu bleiben.
Willkommen im Produkt-Urwald!
Die Obst- und Gemüseabteilung
So ziemlich jeder Supermarkt begrüßt uns heute direkt am Eingang mit der Obst- und Gemüseabteilung. Diese dient vor allem dazu den Besucher abzubremsen und ihm den Eindruck eines traditionellen Wochenmarktes und das Gefühl von Frische zu vermitteln.
Hier erwarten uns als Neu-Veganer zunächst keine größeren Hindernisse, wir sind im Eldorado für Pflanzenfresser. Lediglich über den Einsatz von Pestiziden, eine übermäßige Kunststoffverpackung und die Saisonalität und den Herkunftsort der einzelnen Obst- und Gemüsesorten sollte man sich hier Gedanken machen:
Ich bevorzuge daher persönlich immer wenn ich die Zeit dazu finde den Besuch auf dem richtigen Wochenmarkt. Hier kann ich in einem persönlichen Gespräch mit meinen vertrauten Verkäufern viel mehr über den Ursprungsort der einzelnen Waren erfahren und erhalte bei Bedarf auch eine individuelle Beratung zum Thema Saisonkalender.
Einige meiner Gemüsehändler kennen inzwischen meinen Geschmack und freuen sich, mir Tipps und Empfehlungen zu aktuellen, erntereifen Sorten zu geben. Vor allem darf man hier ungeniert probieren!
Natürlich schaffe auch ich es nicht immer alles auf dem Wochenmarkt zu kaufen, deshalb freue ich mich natürlich über die Alternative des Supermarkts. Aber ich greife nicht blind zu, sondern habe auch hier meine ausgesuchten Läden für ganz bestimmte Produkte. Bei einigen Produkten wie z.B. Paprika ist es außerdem ratsam, sie in Bio-Qualität zu kaufen, da hier die Pestizidbelastung bei konventioneller Ware besonders hoch ist.
Die Getränkeabteilung
In meinem Lieblings-Supermarkt versteckt sich hinter der Frischeabteilung merkwürdigerweise direkt die Getränkeabteilung. Hier müssen wir als Neu-Veganer schon einiges mehr an Vorsicht walten lassen:
Viele klare Säfte werden immer noch, statt mit Zentrifugen, mit Hilfe von Gelatine geklärt. Diese wird zusammen mit den aufgefangenen Schwebstoffen wieder rausgefischt und landet damit nicht auf der Zutatenliste – aber der Saft wäre für mich damit nicht mehr unbeschwert genießbar und nicht einmal vegetarisch!
Die sicherste Alternative ist hier naturtrüber Saft, der mir in vielen Fällen auch besser schmeckt. Aber Vorsicht, einigen Multivitaminsäften wird Provitamin A unter Zuhilfenahme von Fischgelatine zugesetzt.
Einige der bekanntesten Markenhersteller von Softdrinks führen leider immer noch Tierversuche durch, fallen damit also auch für unsere neue vegane Lebenseinstellung aus dem Beuteschema.
Für die Weinfreunde unter euch: herkömmlichen Weine werden meist ebenfalls mithilfe von Gelatine oder Fischblase gefiltert und geklärt. Sind also auch weder vegan noch vegetarisch. Angeblich bekommt man von den so behandelten Weinen auch schlimmeres Kopfweh, aber egal, die Methode ist halt billiger. Auch hier hilft uns also wieder nur die Suche nach dem Vegan-Label auf dem Etikett, der Rat des hoffentlich gut informierten Personals oder eine schnelle Recherche im Internet.
Die Kühltheke
Nachdem ich meinen Einkaufswagen mit einigen veganen Getränken gefüllt habe, komme ich in meinem Supermarkt nun in die Kühlabteilung. Diese gleicht mit lauter Wurst- und Molkereiprodukten für uns Neuveganer zwar eher einem Mienenfeld, aber hier verstecken sich auch immer mehr vegane Ersatzprodukte.
Hier findet ihr eine breite Auswahl an veganen Sojaprodukten, Käseersatz, Pflanzenmilch wie Hafermilch, Mandelmilch, Reismilch und natürlich Sojamilch, -sahne, -joghurt und sogar -quark.
Bei Magarine hingegen, die man per se für vegan halten würde, hilft nur die Suche nach dem Vegan-Siegel. Hier können sich neben beigemischten Butteranteilen auch Fischöl und andere tierische Bestandteile verstecken, die nicht immer in der Zutatenliste deklariert werden müssen oder klar benannt sind.
Tipp: Wer z.B. Croissants vermisst findet hier auch veganen Blätterteig – einfach zum billigsten Produkt greifen und zur Sicherheit noch einmal schnell die Zutatenliste checken 🙂
Halbfertig-Produkte und Fertiggerichte
Hier habe ich in den letzten Jahren meinen Konsum zum Glück auf ein Minimum zurückfahren können. Es finden sich zwar auch ein paar vegane Fertiggerichte im Supermarkt, aber ich koche inzwischen lieber vor oder frisch – schmeckt auch besser 🙂
Der größte Vorteil am selber kochen ist aber, dass man ganz genau weiß, was drin ist. Zusätzlich ist es oftmals sogar günstiger und lässt sich genau an den persönlichen Geschmack anpassen.
Natürlich kaufen wir hier aber auch einige halbfertige Produkte wie z.B. Nudeln. Hier muss man bei den meisten Sorten nur darauf achten, dass diese aus 100% Hartweizengrieß bestehen, also nicht mit Ei zubereitet sind. Oft erkennt man das aber bereits an der Farbe.
Neben Teigwaren finden wir in dieser Ecke oft auch Mehl und Zucker. Je länger ihr euch mit dem Thema (vegane) Ernährung beschäftigt, desto mehr tolle Alternativen zum raffinierten Zucker werdet ihr wahrscheinlich kennen und zu schätzen lernen. Aber für den Anfang: er ist in Deutschland meist vegan.
In der Vergangenheit wurde raffinierter Zucker oft mit Tierkohle gebleicht, die größten deutschen (Marken-) Hersteller machen das aber nicht mehr. Wer ganz sicher gehen möchte, kann eine Produktanfrage an den jeweiligen Hersteller schreiben oder im Internet recherchieren, ob das nicht bereits jemand gemacht hat!
Süßigkeiten und Knabbereien
Leider sind viele Produkte dieser Ecke nicht vegan, aber es gibt einige Highlights, über die ihr im Laufe des [intlink id=“6588″ type=“post“]#1MonatVegan Blogevents[/intlink] noch an anderer Stelle lesen könnt!
An dieser Stelle sei nur soviel gesagt: nicht alles, was vegan zu sein scheint ist es auch. Z.B. muss man bei Chips auf das Vegan-Siegel achten. Manche Hersteller nutzen hier auch eigene Siegel – fehlt es, kaufe ich es meist nicht. Gerade unter dem Sammelbegriff „Aroma“ verstecken sich hier nämlich oft nicht-vegane Zutaten, die damit nicht sofort auffallen.
Ich selbst bin ja schon seit ich etwa 5 Jahre alt war Vegetarier – habe aber ohne es zu ahnen noch bestimmt zehn Jahre danach Wildfleisch gegessen! Und zwar versteckt unter dem Begriff „Aroma“ in ungarisch gewürzten Chips. Diese Zutat aus Wildfleischextrakt lässt sich laut Hersteller nicht ersetzen, ohne den Geschmack stark zu verändern und damit die Kundschaft zu verärgern. Also Vorsicht bei Aromen – unter denen sich oft auch andere nicht gerade appetitliche Kreationen aus dem Labor verstecken.
In der bunten Welt der Süßigkeiten müssen wir als Neu-Veganer neben der allgegenwärtigen Gelatine in Weingummi & Co. auch auf bestimmte Farbstoffe acht geben. Am bekanntesten ist hier wohl das (echte) Karmin oder auch E120 genannt: dieser stark rot färbende Stoff wird durch das Zermahlen und Verarbeiten einer speziellen Blattlaus gewonnen, der sog. Cochenilleschildlaus.
Fazit: Leider lautet das Credo bei fast allen (Marken-) Lebensmittelherstellern, dass die Nahrungsmittel so billig wie nur irgendwie möglich produziert werden müssen. Auch wenn das auf Kosten von Tieren geht.
Natürlich, denn das ist Marktwirtschaft und ich kann jedem nur die Lektüre des Buches „No Logo“ von Naomi Klein ans Herz legen. Die hier geschilderte Mechanik lässt sich meiner Meinung nach auch auf Markenhersteller der Lebensmittelindustrie übertragen.
Am sichersten geht man tatsächlich, wenn man möglichst nah am Ursprungsprodukt einkauft und Dinge dann selber vorbereitet. Wenn man sich diese Arbeit ersparen möchte, führt kein Weg daran vorbei, ausführlich zu recherchieren bevor etwas Neues im Einkaufswagen landet…